Kreta Tagebuch

Kreta 2025.

Ein Inseltagebuch.

  • 02. Φεβρουάριος | Februar

    Es ist Winter. Oder? Manchmal kaum zu glauben.


    An den Rändern der Region Apokoronas, die nicht von Meer umgeben sind, ist man den magischen Lekfa Ori (Weißen Bergen) noch näher. Sie verzaubern. Die wunderschöne Landschaft lädt zum Auftanken ein. Wir gehen wandern. Ein ruhiger sonniger Samstag. Die weißen Spitzen der über 2000 m hohen Gipfel über uns, grüner Klee um uns, gespickt mit gelben Blumen, in den Olivenhainen brennen Feuer und der Geruch nach Holz strömt durch die Haine. Orangen- und Zitronenbäume hängen voll bis oben hin und verströmen ihren betörenden Geruch und Lebensfreude.


    Es ist nicht so, dass es hier auf Kreta nicht regnen würde. Es ist nur so, dass öfter die Sonne scheint. Manchmal stürmt es auch, der Wind kann heftig werden, besonders hier an der Nordküste. Eine Ziegenglocke im Baum untermalt den Wind mit sehnsuchtsweckenden Klingeln, der hier auf Kreta sonst von den Bergen und Wiesen zu uns weht.

    Es regnet meist nur kurz, und selbst winterliche regnerische Wochen können wir mit einem guten gemütlichen Gefühl annehmen. Danach strahlt der Schnee wieder frischer von den Bergen - wertvoller Wasservorrat für die Insel und das kommende Jahr - und wir blinzeln mit zusammengekniffenen Augen und einem freudigen Lächeln im Gesicht schon bald wieder der Sonne entgegen.

    Die Hängematte hängt schon an manchen Tagen, und unsere Fahrräder rollen auch endlich wieder über die Straßen von Apokoronas.


    Pep und Zoi machen es sich gemütlich, wann immer möglich auf dem Sofa oder in Sesseln, gern in unserer Nähe. 


    Ab und an bebt die Erde, von Santorini aus. Die Erdbeben-App zeigt die sich häufenden Beben der schönen Vulkaninsel, an einem Tag sind es fast keine zehn Minuten Abstand zwischen den Beben, um die 4 (Ri.Sk.). Manchmal spürt man es sogar auf Kreta. Afrika liegt zwar südlich von Kreta, doch dort, wo die afrikanische Kontinentalplatte schon weit unter die Europäische Platte gesunken ist, ist der Ort, wo Vulkanismus - und häufig Erdbeben - entstehen.

    Dann gibt es ein paar Beben über 5 (das ist 10 Mal so viel wie vorher), und dann wird es stiller. Nun kommen noch vereinzelte Meldungen auf der App. Dass das so bleibt, oder weniger wird, wüsche ich den Einwohnern von Santorini sehr. 


    Uns zieht es regelmäßig raus. An den Strand mit dem Hund, oder in die Berge. Und da der Regen an der Küste oft den Schnee in den Bergen bedeutet, sind wir natürlich eines Tages auch auf die Omalos Hochebene gefahren, um durch Schnee zu wandern. Wir mussten erst ein paar Höhenmeter zurücklegen, doch auf dem Weg zur Kallergi-Hütte fing es an zu regnen, hageln und schneien. Oben angekommen durften wir uns in der gerade geöffneten Hütte am grad entfachten Ofen aufwärmen und wunderbaren kretischen Malotira-Tee trinken.


    Donnerstags. Das Kirtansingen. Stets eine gemütlich inzwischen wohlig vertraute Runde, mal hier mal dort. Eine mir sehr liebgewonnene Routine.

    Auch das Puzzeln, und die ersten Einblicke in die Welt der Neurographik.

    Montags und Mittwochs darf ich die Waves of Healing anbieten, Zoi kümmert sich oft um das Vorprogramm. „Verbindung und Sehnsucht war das Thema des Februars“.



    Es wird Frühling, ja. Und Karneval steht vor der Tür. Und auch die bunten Farben der immer mehr erblühenden Natur um uns.

    Hier ist diese Jahreszeit bereits die Zeit der Fülle und Blüte. Farben, ob in Pflanzen oder an den Himmel gezaubert. Oft fehlen die Worte.



    Während ich dies schreibe, demonstrieren und streiken tausende der griechischen Einwohner im ganzen Land. Heute ist der zweite Jahrestag des tragischen Unfalls zweier Züge, bei denen viele Menschen, vor allem junge, ums Leben kamen. Die Stimmung ist bedrückend, und erhitzt. Die, Ursachen wurden bis jetzt nicht aufgeklärt - weil die Regierung nicht versucht hat sie aufzuklären. Doch wer bin ich, Zugewanderte aus Deutschland - ein Urteil steht mir weder zu noch könnte oder wollte ich es fällen.


    Danke für dein Mitlesen und auf diese Weise Begleiten einzelner meiner Schritte dieses Monats, dieses Jahres.



  • 01. Ιανουάριος | Januar

    Ein neues Jahr, das uns gleich zu Beginn mit so vielen neuen Eindrücke und neuen Fügungen zu Geduld und Ruhe eingeladen hat (ein 9er Jahr eben, die passende Tugend hier ist Geduld).


    Der Schnee auf den Lefka Ort (weißen Bergen), traumhaft und essentiell zugleich. Wir waren wandern in den Hügeln am Fuße der Berge, schöne ruhige Momente, und die Touristensaison so weit weg.

    Schafe und Ziegen, ihre Lämmer, und das Läuten ihrer Glocken. Sehnsucht und Wohlgefühl zugleich.


    Dazu unglaublich warme Tage, das erste Mal schon Sonnencreme, grüne Wiesen, Blumen und summende Insekten. 


    Orangen! Und Avocados. All diese wunderbaren Früchte wachsen hier in den Gärten, und schmecken so unbeschreiblich gut. Orangen so saftig und süß, ihr Duft steigt im Vorbeigehen in unsere Nasen, die Avocados so cremig wie Butter. Ein wohltuender Genuss für Körper und Seele.


    Die Katze Zoi, ein ganz neues Kapitel in unserem Leben. Und ihre unglaubliche Lebenslust und Freude. Die tiefgehende OP, die in mir viel an die Oberfläche kommen ließ, während die tapferste Katze, die ich kenne, sich von dem Eingriff erholt. Ein Auge wurde entfernt, und sie wurde im selben Zug sterilisiert.

    Der Heilungsweg ist tief und lang. Doch Zoi sieht die Welt mit ganz eigenen Augen, und ureigener Kraft.


    Euch allen einen guten Übergang in den Februar.


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