Kreta 2025.
Ein Inseltagebuch.
03. März | Μάρτιος
Der Monat März hat bunt begonnen. Der Karneval in Rethymno hat mich in Tanzlaune gebracht, und ein Versprechen habe ich mir gegeben: nächstes Jahr mit Kostüm!
Und dennoch Es sind es so viele März-Eindrücke auf der Insel zwischen Winteraus- und Frühlingeinzug, dass ich mich im Rückblick frage, wie all diese in so eine kurze Zeit gepasst haben.
Denn eigentlich war es nur ein kurzer März für mich auf Kreta (am 13.3. hab ich die Insel für vier Wochen verlassen, um in München eine Ayurveda Kur zu machen).
Nach dem Karneval folgte der Shrove Tuesday: Zum Pancake Day, der Schlemmtag vor der Fastenzeit, waren wir bei unserer Freundin Joan eingeladen. Sie hat uns mit so unendlich leckeren selbstgebackenen Crêpes und dazu Marmelade und den weltbesten Lemon Curd, auch selbstgemacht, verwöhnt. Es war ein so gemütlicher Abend, an dem wir im Schein des Feuers vorm Kamin unsere Bäuche genüsslich und unsere Seelen mit vertrauten Gesprächen füllen durften.
Joan vermietet übrigens auch Zimmer, und liebt es ihre Gäste in ihrem Haus inmitten ruhiger Olivengärten und umgeben von Schafsglockenklingeln mit sehr viel Herz und Gastfreude willkommen zu heißen.
Das wöchentliche Kirtansingen an verschiedenen Orten hier in der Region wärmt jedes Mal wieder mein Herz.
Auch dieses Jahr soll es wieder Teil des Retreats werden, das ich in diesem Jahr Ende Mai gebe.
Die letzten gemeinsamen Tage vor meiner Abreise haben Philipp und ich für zwei Ausflüge gewählt. Die Landschaft Kretas hat uns wie immer verzaubert.
Auf einem Wanderweg am Fuß der Lefka Ori (Weißen Berge) den schneebedeckten Gipfeln entgegen zu laufen und stundenlang niemandem zu begegnen, an einer Quelle das so frische und leckere und hier auf dieser trockenen Insel so heilige Geschenk des Wassers zu kosten und dann bis in die Haarspitzen erfüllt wieder nach Hause zurück zu kehren - dieses Glück braucht etwas Zeit um integriert zu werden.
Und dann ein Tag in die um diese Jahreszeit noch leere Lagune von Balos. Erste Schritte im Meer und trocknen in der Sonne. Das Gebimmel der Ziegen an den Hängen im Hintergrund. Der Gesang eines griechischen Fischers, der mit seinem Boot die seichten Gewässer der Lagune verlässt und ins Mittelmeer aufbricht, in einer Ruhe, die das Gefühl dieses wunderschönen Ortes um diese Jahreszeit untermalt.
Und dann hieß es Koffer packen, was Zoi zum Erkunden neuer Gemütlichkeitstests veranlasste, sodass sie fast als sprichwörtlich Blinder Passagier mit gereist wäre.
Ein Dämpfer erhielt mein letzter Tag auf Kreta, als wir erfuhren, dass - es gibt ein neues Gesetz zur Reduzierung von Brandherden auf Grundstücken, sprich die Verpflichtung zur Freihaltung von Flächen von frei wucherndem Bewuchs - unsere Vermieter kurzerhand unseren ganzen grünen Kleegarten (den wir mehr als liebten in dieser Jahreszeit, auf dieser sonst so trockenen Insel) mit Pestiziden besprüht haben.
Das tat im Herzen weh. Und in der Lunge. (Nein, ein Glyphosatverbot wird hier nicht praktiziert. Unglaublich, aber nein.)
Im nächsten Jahr wird das in unserem Garten nicht erneut passieren. Vielleicht entdecken wir nun endlich unseren grünen Daumen?
Mir blieb der traurige Anblick des brauner und brauner werdenden Gartens durch meine Abreise erspart.
Nun, nach meiner Rückkehr, während ich diese Zeilen schreibe, blicke ich schon wieder auf ein etwas freundlicheres Bild - Philipp und ich haben uns Gartengeräte von den Nachbarn geliehen und fahren Sack um Sack vertrocknete, und ausgerissene Pflanzenreste zum Müll, bevor der Garten neu erblühen kann.
Ein Zufall - welche es ja in meinen Augen nicht gibt: Meine Ayurvedatherapeutin Sylvia Gupta, die auch in Pflanzenkunde sehr fit ist, hat mir eine Pflanze empfohlen (als Tinktur): die Mariendistel. Und gerade diese hatte sich über das vergangene Jahr in unserem Garten auf Kreta angesiedelt! Hier wird sie als Unkraut bekämpft, doch ist sie symbolisch und in ihrer leberreinigenden Wirkung so wertvoll. (Auch gegen Pestizide im Körper, hurra.) „Die passenden Pflanzen kommen zu einem“, sagte Frau Gupta.
In München habe ich auch Martina zum ersten Mal in Person getroffen. Wir sind in Verbindung, seitdem sie im vergangenen Oktober bei meinem ersten Workshop zum Thema "hochSensibilität & Yoga" teilgenommen hat - und es war, als würden wir uns schon ewig kennen. Ein Spaziergang an der Isar und gemeinsames Kochen. Es war ein so wertvolles Willkommensgeschenk in München.
Genau wie das SoulScribbling, das ich mit meinen Neffen gemacht habe. Eine Stunde malen auf dem Boden, inmitten unendlich vielen Farben und Ideen. So schön!
Die Ayurveda Kur war übrigens der Hammer. Und auch die Zeit, die ich ganz für mich hatte. Es entstand viel SoulScribbling, und Ideen für die Zukunft. Die unerwartete Erkenntnis für mich war: Da ist ein großer Pitta-Anteil in mir, den ich nicht erwartet hatte. Schon nach den ersten Tagen der Kur ist er in Form von Kreativität explodiert! :-)
Im Nachgang hier also nun *Kalo Mina* („Guter Monat“, was man am 01. eines jeden Monats wünscht) - sehr verspätet, doch ich brauchte die Zeit um wieder ganz da zu sein :-)
Ich hoffe ihr seid gut in den April gewandert - durch diese so bewegten Sternentage Ende des Märzes - und hattet ein friedliches und gemütliches Osterfest.
Auf bald, im Mai, oder bei den Waves of Healing im April und zum Neumond-SoulScribbling am Sonntag 27.04.
Marja

02. Φεβρουάριος | Februar
Es ist Winter. Oder? Manchmal kaum zu glauben.
An den Rändern der Region Apokoronas, die nicht von Meer umgeben sind, ist man den magischen Lekfa Ori (Weißen Bergen) noch näher. Sie verzaubern. Die wunderschöne Landschaft lädt zum Auftanken ein. Wir gehen wandern. Ein ruhiger sonniger Samstag. Die weißen Spitzen der über 2000 m hohen Gipfel über uns, grüner Klee um uns, gespickt mit gelben Blumen, in den Olivenhainen brennen Feuer und der Geruch nach Holz strömt durch die Haine. Orangen- und Zitronenbäume hängen voll bis oben hin und verströmen ihren betörenden Geruch und Lebensfreude.
Es ist nicht so, dass es hier auf Kreta nicht regnen würde. Es ist nur so, dass öfter die Sonne scheint. Manchmal stürmt es auch, der Wind kann heftig werden, besonders hier an der Nordküste. Eine Ziegenglocke im Baum untermalt den Wind mit sehnsuchtsweckenden Klingeln, der hier auf Kreta sonst von den Bergen und Wiesen zu uns weht.
Es regnet meist nur kurz, und selbst winterliche regnerische Wochen können wir mit einem guten gemütlichen Gefühl annehmen. Danach strahlt der Schnee wieder frischer von den Bergen - wertvoller Wasservorrat für die Insel und das kommende Jahr - und wir blinzeln mit zusammengekniffenen Augen und einem freudigen Lächeln im Gesicht schon bald wieder der Sonne entgegen.
Die Hängematte hängt schon an manchen Tagen, und unsere Fahrräder rollen auch endlich wieder über die Straßen von Apokoronas.
Pep und Zoi machen es sich gemütlich, wann immer möglich auf dem Sofa oder in Sesseln, gern in unserer Nähe.
Ab und an bebt die Erde, von Santorini aus. Die Erdbeben-App zeigt die sich häufenden Beben der schönen Vulkaninsel, an einem Tag sind es fast keine zehn Minuten Abstand zwischen den Beben, um die 4 (Ri.Sk.). Manchmal spürt man es sogar auf Kreta. Afrika liegt zwar südlich von Kreta, doch dort, wo die afrikanische Kontinentalplatte schon weit unter die Europäische Platte gesunken ist, ist der Ort, wo Vulkanismus - und häufig Erdbeben - entstehen.
Dann gibt es ein paar Beben über 5 (das ist 10 Mal so viel wie vorher), und dann wird es stiller. Nun kommen noch vereinzelte Meldungen auf der App. Dass das so bleibt, oder weniger wird, wüsche ich den Einwohnern von Santorini sehr.
Uns zieht es regelmäßig raus. An den Strand mit dem Hund, oder in die Berge. Und da der Regen an der Küste oft den Schnee in den Bergen bedeutet, sind wir natürlich eines Tages auch auf die Omalos Hochebene gefahren, um durch Schnee zu wandern. Wir mussten erst ein paar Höhenmeter zurücklegen, doch auf dem Weg zur Kallergi-Hütte fing es an zu regnen, hageln und schneien. Oben angekommen durften wir uns in der gerade geöffneten Hütte am grad entfachten Ofen aufwärmen und wunderbaren kretischen Malotira-Tee trinken.
Donnerstags. Das Kirtansingen. Stets eine gemütlich inzwischen wohlig vertraute Runde, mal hier mal dort. Eine mir sehr liebgewonnene Routine.
Auch das Puzzeln, und die ersten Einblicke in die Welt der Neurographik.
Montags und Mittwochs darf ich die Waves of Healing anbieten, Zoi kümmert sich oft um das Vorprogramm. „Verbindung und Sehnsucht war das Thema des Februars“.
Es wird Frühling, ja. Und Karneval steht vor der Tür. Und auch die bunten Farben der immer mehr erblühenden Natur um uns.
Hier ist diese Jahreszeit bereits die Zeit der Fülle und Blüte. Farben, ob in Pflanzen oder an den Himmel gezaubert. Oft fehlen die Worte.
Während ich dies schreibe, demonstrieren und streiken tausende der griechischen Einwohner im ganzen Land. Heute ist der zweite Jahrestag des tragischen Unfalls zweier Züge, bei denen viele Menschen, vor allem junge, ums Leben kamen. Die Stimmung ist bedrückend, und erhitzt. Die, Ursachen wurden bis jetzt nicht aufgeklärt - weil die Regierung nicht versucht hat sie aufzuklären. Doch wer bin ich, Zugewanderte aus Deutschland - ein Urteil steht mir weder zu noch könnte oder wollte ich es fällen.
Danke für dein Mitlesen und auf diese Weise Begleiten einzelner meiner Schritte dieses Monats, dieses Jahres.
01. Ιανουάριος | Januar
Ein neues Jahr, das uns gleich zu Beginn mit so vielen neuen Eindrücke und neuen Fügungen zu Geduld und Ruhe eingeladen hat (ein 9er Jahr eben, die passende Tugend hier ist Geduld).
Der Schnee auf den Lefka Ort (weißen Bergen), traumhaft und essentiell zugleich. Wir waren wandern in den Hügeln am Fuße der Berge, schöne ruhige Momente, und die Touristensaison so weit weg.
Schafe und Ziegen, ihre Lämmer, und das Läuten ihrer Glocken. Sehnsucht und Wohlgefühl zugleich.
Dazu unglaublich warme Tage, das erste Mal schon Sonnencreme, grüne Wiesen, Blumen und summende Insekten.
Orangen! Und Avocados. All diese wunderbaren Früchte wachsen hier in den Gärten, und schmecken so unbeschreiblich gut. Orangen so saftig und süß, ihr Duft steigt im Vorbeigehen in unsere Nasen, die Avocados so cremig wie Butter. Ein wohltuender Genuss für Körper und Seele.
Die Katze Zoi, ein ganz neues Kapitel in unserem Leben. Und ihre unglaubliche Lebenslust und Freude. Die tiefgehende OP, die in mir viel an die Oberfläche kommen ließ, während die tapferste Katze, die ich kenne, sich von dem Eingriff erholt. Ein Auge wurde entfernt, und sie wurde im selben Zug sterilisiert.
Der Heilungsweg ist tief und lang. Doch Zoi sieht die Welt mit ganz eigenen Augen, und ureigener Kraft.
Euch allen einen guten Übergang in den Februar.